28.9.20100: Warum beteiligt sich die BI Lebendige Bahnhofstraße am Netzwerk Verkehrswende Heidelberg ?
Die durch die massive Neubebauung entlang der Kurfürsten-Anlage verursachte zusätzliche Verkehrsbelastung auf der sowieso schon stark belasteten Kurfürsten-Anlage beeinträchtigt das positive Ziel des Bebauungsplans der besseren Querung der Kurfürsten-Anlage für FußgängerInnen und RadfahrerInnen. Dieser Widerspruch kann nur durch eine grundsätzliche Änderung der Mobilität erreicht werden und nicht alleine durch örtliche, kleine technische Maßnahmen ( wie z.B. kürzere Ampelwartezeiten, größere Aufstellflächen für RadfahrerInnen und FußgängerInnen u.a.). Begleitend zu solchen kurzfristig kleinen Lösungen ist eine grundsätzliche Änderung des Mobilitätsverhaltens und der städtischen Mobilitäts- und Verkehrspolitik notwendig. Deshalb hat sich die BI Lebendige Bahnhofstraße entschlossen, gemeinsam mit dem ökologischen Verkehrsclub Deutschland und anderen Organisationen das Netzwerk Verkehrswende Heidelberg zu gründen. Eine erste Veranstaltung findet dazu am 12.10.2011 statt, weitere werden folgen. Anfang 2012 wird die BI Lebendige Bahnhofstraße zu einer Veranstaltung zur Verkehrsplanung in der Kurfürsten-Anlage und der Bahnhofstraße einladen.
Verkehrsplanung in der Kurfürsten-Anlage und der Bahnhofstraße war ein zentrales Thema in der “Zukunftswerkstatt Bahnhofstraße” am 3.4.2011. Hier die zentralen Wünsche und Forderungen:
Zusammenfassung der wichtigsten Wünsche aus der Zukunftswerkstatt
1. Bebauung: Keine Nachverdichtung, nur Neubebauung auf den Bestandsflächen !
Bei den noch nicht überplanten Bauflächen (also Zollamt, Bauhaus, Geschäftszeile an der Kurfürsten-Anlage und die Arrondierung des Crowne Plaza Hotels ) dürfen neue Gebäude mit maximal 4 Vollgeschossen nur auf den bestehenden Grundflächen gebaut werden. Damit soll die geplante massive Nachverdichtung und Verdoppelung der Nutzflächen und des Verkehrs verhindert werden.
2. Öffentlicher Raum: nichtkommerzielle Begegnungsräume für ALLE erhalten, neu schaffen und aufwerten !
Der bestehende Bebauungsplan privatisiert ca. 5.000 qm öffentlicher Raum. Das wird abgelehnt. Am Standort des Busbahnhofs könnte stattdessen sehr bald ein neuer öffentlicher Platz entstehen, wenn nur die vorhandenen Bauflächen neu überbaut werden könnten.
3. Verkehr: Das Verkehrskonzept von den motorisierten Rädern auf die menschlichen Füsse stellen: Weststadt und Bergheim fußgänger- und radfahrerfreundlich verbinden !
Die absehbare Verkehrsplanung bevorzugt nach wie vor den Autoverkehr und den öffentlichen Verkehr. Aufstellflächen auf den Mittelinseln sind zu klein bemessen, die Ampelwartezeiten für RadfahrerInnen und FußgängerInnen werden auch weiterhin bis zu 4,5 Minuten lang sein. Eine umweltbewusste Verkehrsplanung sieht anders aus: Sie muss sich an den Interessen der FußgängerInnen, der RadfahrerInnen, dann dem öffentlichen Verkehr und schließlich am Autoverkehr orientieren. In der Bahnhofstraße sollte das Verkehrskonzept der „Begegnungszonen / Shared Space“ getestet und bei Erfolg auch in die Kurfürsten-Anlage übertragen werden.
Im Detail, Auszug aus dem Forderungskatalog:
BARRIEREFREIHEIT
Die Zukunftswerkstatt wünscht:
- Alle baulichen und verkehrlichen Maßnahmen müssen barrierefrei umgesetzt werden ( DIN 32975 ). Der Bevölkerungsanteil von Menschen mit Behinderungen beträgt ca. 20 %; bedingt durch demografische Entwicklungen wird dieser Anteil in den nächsten Jahrzehnten steigen. Deren Bedürfnisse müssen zwingend in die Planungen einfließen.
VERKEHR
Die Zukunftswerkstatt wünscht:
- Einbindung der Übergänge über die Kurfürsten-Anlage in ein städtisches Rad- und Fußgängernetz. Die vorrangigen Ziele, die schnell und sicher erschlossen werden müssen, sind: Bismarckplatz, Altstadt, Bergheimer Straße, Hauptbahnhof, Bahnstadt sowie eine schnelle Süd-Nord und Nord-Süd Achse, mit Anbindung an den Neckar und an den Ost-West und West – Ost Verkehr.
- Grüne Welle und Beschleunigungsprogramm für RadfahrerInnen und FußgängerInnen: Die Vorrangschaltungen für den ÖPNV müssen mit dem Fußgängerverkehr und nicht mit dem Autoverkehr koordiniert werden. An Haltestellen muss für Fußgänger grün sein, wenn eine Straßenbahn kommt, damit sie ggf. in die Straßenbahn auch einsteigen können.
- Kurze Wartezeiten an den Fußgänger- und Radfahrampeln, längstens 60 Sekunden und nicht, wie vorgesehen, durchschnittlich bis ca. 70 Sekunden. Denn daraus ergeben sich wieder Wartezeiten bis 270 Sekunden, wie es zur Zeit der Fall ist. Im ungünstigen Falle muss derzeit ein Fußgänger, der vom Römerkreis zum Bismarckplatz läuft, bis zu 7 Minuten an zwei Ampeln zubringen, bei einer reinen Gehzeit von ca. 8 bis 10 Minuten. Für RadfahrerInnen sind die relativen Wartezeiten noch höher. Die langsamsten und nicht die schnellsten Fortbewegungsarten müssen am flüssigsten geleitet werden.
- Ausreichend große Aufstellflächen an den Übergängen, vor allem auch für RadfahrerInnen: mindestens 4,00 x 3,00 Meter, damit auch Fahrräder mit Kinderanhänger (Länge ca. 3,50 Meter ) sich dort gefahrlos aufstellen können. Im Moment sind nur 2,00 Meter x 3,00 Meter vorgesehen.
- Ausreichend lange Querungszeiten, damit auch mobilitätseingeschränkte Menschen gut queren können.
- Fußgängergehwegbreite: ca. 4,00 Meter, richtig abgetrennt von den Radwegen.
- Breite der Radwege im Zweirichtungsverkehr: 4,00 Meter, damit ein gefahrloses und schnelles fahren möglich ist.
- Die gesetzlich vorgeschriebenen Radparkplätze müssen oberirdisch,möglichst auch überdacht, angelegt werden.
- Tempo 30 in der Kurfürsten-Anlage, der Bahnhofstraße und in den Querungsachsen.
- Keine Tiefgaragen Ein- und Ausfahrten auf den Hauptquerungsachsen für FußgängerInnen und RadfahrerInnen, Verlegung der vorgesehenen Ein- und Ausfahrten in der verlängerten Kleinschmidtstraße an die West-, bzw. Ostseite der beiden Strabag Gebäuden.
- Seitenlage der Straßenbahn statt Mittellage: dadurch Verbesserung der Erreichbarkeit von Haltestellen und Gewinnung von Straßenraum für die oben genannten Verbesserungen für RadfahrerInnen und FußgängerInnen.
ALTERNATIVEN ENTWICKELN
Die Zukunftswerkstatt wünscht:
- Es sollte ein Wettbewerb für ein ökologisch orientiertes Verkehrskonzept für den Bereich des Bebauungsplans Bahnhofstraße – Kurfürsten-Anlage ausgeschrieben werden. Ideen des Konzepts Shared Space und des Stadtentwicklungkonzepts „StadRaumFluss“ sollen Bestandteil der Ausschreibung sein. Alle Planungen müssen auf die Bedürfnisse von Menschen mit Handicaps zugeschnitten sein; die Vorschriften der DIN 32975 müssen umgesetzt werden.
- Im Bereich der Bahnhofstraße und den Seitenstraßen und in einem stärker befahrenen Kreuzungsbereich der Kurfürsten- Anlage soll das Konzept Shared Space versuchsweise getestet werden. Bis die Erfahrungen ausgewertet sind, sollten in der Kurfürsten-Anlage keine baulichen Fakten geschaffen werden, die für das Konzept Shared Space hinderlich wären.
- Im Bebauungsplan sollte verbindlich vorgeschrieben sein, dass ein objektbezogenes ökologisches Verkehrsmanagement eingerichtet wird, um unnötigen Autoverkehr zu vermeiden und um die Rush-Hour Zeiten zu entzerren
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